Die Massaker von 1965-66 in Indonesien: Anti-Kommunismus, militärische Machtergreifung und die Geburt eines autoritären Regimes

Die Massaker von 1965-66 in Indonesien: Anti-Kommunismus, militärische Machtergreifung und die Geburt eines autoritären Regimes

Der Herbst 1965 in Indonesien: Eine Zeit des politischen Umbruchs, brutaler Gewalt und einer tiefgreifenden Umgestaltung der indonesischen Gesellschaft. Was begann als ein vermeintlicher Putschversuch gegen den Präsidenten Sukarno entwickelte sich zu einem beispiellosen Blutbad, bekannt als die Massaker von 1965-66. Diese Ereignisse, oft im Schatten der globalen Geschichte stehend, hinterließen tiefe Wunden in der indonesischen Psyche und prägten das politische Klima des Landes für Jahrzehnte.

Um die Hintergründe dieser düsteren Episode zu verstehen, müssen wir zunächst einen Blick auf die politische Landschaft Indonesiens in den 1960er Jahren werfen. Die junge Republik kämpfte mit wirtschaftlichen Problemen, sozialer Ungleichheit und einem Machtkampf zwischen dem charismatischen, aber autoritären Sukarno und seinen politischen Rivalen.

Sukarno, der “Vater der indonesischen Nation”, hatte die Unabhängigkeit des Landes von den Niederlanden erkämpft und regierte seit 1945 mit einer Mischung aus Nationalismus und sozialistischen Idealen. Seine Politik der “gelenkten Demokratie” zielte darauf ab, Machtstrukturen zu kontrollieren und politische Opposition einzuschränken.

Die Kommunistische Partei Indonesiens (PKI) war in dieser Zeit eine starke politische Kraft. Sie hatte breite Unterstützung in der Bevölkerung und war eng mit Sukarno verbunden. Die PKI kämpfte für soziale Gerechtigkeit und eine sozialistische Wirtschaftsordnung, was sie zur Zielscheibe konservativer Kräfte machte.

Im September 1965 kam es zu einem brutalen Vorfall: sechs hochrangige Generäle der indonesischen Armee wurden ermordet. Die Schuld wurde den Kommunisten zugeschrieben, obwohl die wahren Umstände des Ereignisses bis heute unklar sind. Der Vorfall diente als Katalysator für eine antikommunistische Hysterie, angeführt von General Suharto, dem damaligen Oberbefehlshaber der Armee.

Suharto nutzte die Angst und Unsicherheit nach dem Mord an den Generälen meisterhaft aus. Er startete eine Propagandaoffensive gegen die PKI, beschuldigte sie des Mordes an den Generälen und des Planens eines Staatsstreichs.

Die Folgen waren verheerend: In den folgenden Monaten wurden geschätzt zwischen 500.000 und einer Million Menschen, größtenteils vermeintliche oder tatsächliche Kommunisten, getötet.

Opfergruppe Geschätzte Zahl der Todesopfer
Mitglieder der PKI 300.000 - 500.000
Sympathisanten der PKI 200.000 - 400.000

Die Massaker wurden oft mit grausamer Brutalität durchgeführt: Menschen wurden gefoltert, erschossen, vergraben oder in Flüssen ertränkt.

Diese Periode der Gewalt, die oft als “Indonesische Holocaust” bezeichnet wird, trug maßgeblich zur Festigung Suhartos an der Macht bei. Er übernahm 1967 die Präsidentschaft und regierte Indonesien mit eiserner Hand bis zu seinem Rücktritt im Jahr 1998.

Die Massaker von 1965-66 waren ein Wendepunkt in der indonesischen Geschichte. Sie führten zur Auslöschung der PKI als politische Kraft, zum Aufstieg Suhartos und zur Etablierung eines autoritären Regimes, das über drei Jahrzehnte andauerte.

Bis heute sind die Ereignisse von 1965-66 von einem Schleier des Schweigens und der Verdrängung bedeckt. Die Opfer wurden oft als “kommunistische Verräter” abgestempelt und ihre Geschichten kaum aufgearbeitet. Erst in den letzten Jahren hat sich eine Bewegung zur Aufarbeitung dieser dunklen Vergangenheit entwickelt,

Die Massaker von 1965-66 bleiben ein trauriges Kapitel der indonesischen Geschichte und erinnern uns an die Gefahren des politischen Extremismus, der Intoleranz und der Unterdrückung. Sie mahnen uns zu kritischer Reflexion über die Rolle der Geschichte in der Gegenwart und zur Notwendigkeit einer gerechten Aufarbeitung von Verbrechen gegen die Menschlichkeit.